Ein Kind, das durch aggressives Verhalten auffällt, sich nicht in eine Gruppe eingliedern kann, laut und rücksichtslos ist oder manchmal sogar gewalttätig wird – Wenn wir uns ein schwer erziehbares Kind vorstellen, formiert sich schnell ein typisches Bild im Kopf. Zu dem Kind mit dem delinquenten Verhalten gehören Eltern, die in der Erziehung versagt haben – So lautet zumindest die weitläufige Meinung. Doch stimmt das überhaupt? Was sind schwer erziehbare Kinder und welchen Einfluss hat die Erziehung der Eltern?
Das typische Bild schwer erziehbarer Kinder
Wenn du mit deinem Kind auf dem Spielplatz bist, gibt es oftmals ein Kind, das unangenehm auffällt. Es ist lauter als die anderen Kinder, wirft mit Sand, respektiert die Grenzen anderer Kinder nicht und stänkert unentwegt. Auch in Schulen fallen immer wieder Kinder auf, die sich nicht an die (Schul-)Regeln halten und den ganzen Klassenverband stören.
Die Eltern dieses Kindes wirken in solchen Situationen überfordert. Sie schaffen es nicht, ihr Kind zu beruhigen, müssen meist laut, vielleicht sogar handgreiflich werden und zerren schlussendlich das schreiende Kind vom Spielplatz nach Hause. Haben die Eltern ihr Kind schlichtweg nicht im Griff, ist das Kind wirklich schwer erziehbar oder steckt doch etwas ganz anderes dahinter?
Dein Kind ist schwer erziehbar? Das solltest du jetzt tun!
Wenn du als Mama oder Papa das Gefühl hast, dass jegliche Erziehungsmethoden deinerseits von deinem Nachwuchs abgeschmettert werden, liegt das nicht daran, dass du in der Erziehung versagt hast. Wenn du einen Punkt erreichst, an dem du nicht mehr weiter weißt, solltest du so ehrlich zu dir sein und dir eingestehen, dass du Hilfe brauchst. Dies ist kein Zeichen von Schwäche, sondern erfordert jede Menge Mut.
Dein erster Weg sollte dich und dein Kind zum Kinder- oder Jugendarzt führen. Dieser kann ausschließen, dass Defizite in der Entwicklung für das problematische Verhalten und die Wutanfälle verantwortlich sind. Kleine Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren neigen beispielsweise dazu, andere Kinder zu beißen. Dies liegt nicht daran, dass sie gemein sind, sondern dass unter anderem ihre sprachlichen Fähigkeiten in diesem Alter meist noch nicht ausreichen, um sich anderen mitteilen zu können.
Wenn der Arzt Entwicklungsverzögerungen ausgeschlossen hat, kann euch der zweite Gang zu einem Kinderpsychologen führen. Hier kann euer Kind, entweder in eurem Beisein oder alleine, ganz offen über seine Sorgen und Nöte sprechen. Oftmals sind auch Sitzungen mit euch Eltern vorgesehen, schließlich müssen auch eure Sorgen Beachtung finden.
In besonders schwierigen Fällen könnt ihr auch das Jugendamt ins Boot holen. Unter bestimmten Voraussetzungen könnt ihr einen Erziehungsbeistand anfordern, der euch zur Seite steht und eurem Kind bei all seinen Problemen und Herausforderungen hilft.
Wichtig ist, dass du dir bewusst machst, dass Menschen und somit auch Kinder verschieden sind. Wenn sich dein Kind anders als seine Altersgenossen benimmt, kann dies auch schlicht und einfach an seinem Charakter liegen. Impulsive Kinder gehen natürlich schneller in die Luft als ruhige. Sollte sich aus der Impulsivität problematisches oder aggressives Verhalten herausbilden, solltet ihr das natürlich ernst nehmen.
Ein Kind ist nicht nur problematisch
Eltern von Kindern, die herausfordernd in der Erziehung sind, haben oft das Gefühl, dass sie keinen Zugang zu ihrem Nachwuchs haben und jeder Tag ein Kampf ist. Doch ein Kind ist nicht immer nur schwierig. Im stressigen Alltag werden die guten Seiten verhaltensauffälliger Kinder nur leider oftmals vergessen.
Vielleicht hast du manchmal auch das Gefühl, dass du in der Erziehung etwas falsch gemacht hast, du möglicherweise zu streng oder zu nachsichtig bist. Dieses Gefühl haben wahrscheinlich viele Eltern gelegentlich, nicht nur die Eltern von den sogenannten „Problemkindern“. Das Gute hierbei ist, dass eure Erziehungsmethoden nicht in Stein gemeißelt sind. Neue Erkenntnisse, Erfahrungen oder Anregungen von außen können dazu beitragen, dass du dich im Umgang mit deinem Nachwuchs weiterentwickelst und bestehende Erziehungsformen infrage stellst und neue Wege einschlägst.
In erster Linie ist es wichtig, dass auch vermeintlich schwer erziehbare Kinder immer wissen, dass Mama und Papa sie lieb haben. Auch wenn es Situationen gibt, in denen es zugegeben schwerfällt, dem Nachwuchs mit Liebe zu begegnen, sollte euer Kind immer den Rückhalt von euch Eltern spüren. Nur wenn es weiß, dass ihr es bedingungslos liebt, kann es sich gesund entwickeln.
Quelle: familie.de
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