Kinder, die alles dürfen, alleinige Entscheidungsgewalt haben und in vollkommener Freiheit aufwachsen, haben wahrscheinlich Eltern, die sich für den Laissez-fair Erziehungsstil entschieden haben. Welche Vor- und Nachteile dieser Erziehungsstil bietet, liest du hier.
Grundsätzlich werden folgende acht Erziehungsstile unterschieden:
- Autoritärer Erziehungsstil
- Demokratischer Erziehungsstil
- Laissez-faire Erziehungsstil
- Antiautoritärer Erziehungsstil
- Autokratischer Erziehungsstil
- Autoritativer Erziehungsstil
- Permissiver Erziehungsstil
- Egalitärer Erziehungsstil
Wenn Eltern sich komplett aus der Erziehung ihrer Kinder heraushalten und auf jegliche Maßnahmen, Strukturen und Regeln verzichten, verfolgen sie den Laissez-faire Erziehungsstil.
Definition: Laissez-faire Erziehungsstil
„Laissez-faire“ kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „machen lassen“. Eltern nehmen hier eine komplett passive Rolle in der Kindererziehung ein. Sie mischen sich so wenig wie möglich in das Leben des Nachwuchses ein und geben ihren Kindern viel Freiheit und Autonomie. Der Laissez-faire Erziehungsstil hat somit mit Erziehung recht wenig zu tun, da sich die Eltern vorwiegend passiv ihren Kindern gegenüber verhalten.
Die Wände mit Buntstiften bemalen, das Essen umherwerfen und abends spät ins Bett gehen – was normalerweise in Familien verboten beziehungsweise unerwünscht ist, wird bei der Laissez-faire Erziehung billigend in Kauf genommen. Bei diesem Erziehungsstil gibt es keine festen Regeln, nach denen sich die Kinder richten müssen, vielmehr können sie völlig frei über ihr Handeln entscheiden.
Dies soll Kinder ermutigen, eigene Entscheidungen zu treffen, Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen und zu selbstbewussten und verantwortungsbewussten Erwachsenen heranzuwachsen. Ein Einmischen der Eltern ist beim Laissez-faire Erziehungsstil nicht erwünscht, im Extremfall vernachlässigen Eltern sogar ihre Kinder.
Dieser extreme Erziehungsstil sieht nicht vor, dass die Eltern den Kindern bestimmte Werte vorleben oder ihnen Sicherheit und Geborgenheit geben. Die Kinder werden auch nicht aktiv in die Gestaltung des Familienlebens mit eingebunden, sie sind sich weitestgehend selbst überlassen. Vertreter des Laissez-faire Erziehungsstils bewerten dies als positiv.
Merkmale
An diesen Merkmalen erkennst du den Laissez-faire Erziehungsstil:
- Die Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten beteiligen sich nicht am Leben der Kinder.
- Sie verhalten sich freundlich, aber neutral.
- Die Eltern agieren passiv und greifen nur wenig ein. Dadurch wirken sie unter Umständen sogar desinteressiert und gleichgültig.
- Bei diesem Erziehungsstil gibt es nur sehr wenig Vorgaben für die Kinder.
- Eltern helfen und unterstützen nur, wenn das Kind explizit darum bittet (wenn überhaupt).
- Es gibt weder Lob noch Strafen.
- Eltern haben keine Erwartungen an ihre Kinder.
- Es fehlt nicht nur an Regeln und Grenzen, sondern auch an liebevollem Umgang mit dem Kind.
Was für Kinder im Teenageralter verlockend klingen mag – wer hat als Pubertier schon Lust auf die ständigen Gängeleien der Eltern? – birgt jedoch jede Menge Nachteile.
Auswirkungen
Für Kinder, die laissez-faire erzogen werden, beginnen meist mit Eintritt in die Schule die ersten größeren Probleme. Nicht nur, dass sie Schwierigkeiten haben, sich an Regeln und feste Strukturen zu halten, sie zeigen auch Defizite beim Aufbauen und Halten von Beziehungen zu Gleichaltrigen. Da ihre Eltern ihnen wenig Liebe und Zuneigung entgegenbringen, können sie nur schwer emotionale Bindungen zu anderen Menschen aufbauen. Diese Probleme setzen sich auch im Erwachsenenalter und im Berufsleben fort.
Zudem neigen Kinder beziehungsweise Jugendliche, die in der Erziehung vernachlässigt wurden, zu einem gestörten Sozialverhalten, Orientierungslosigkeit sowie aggressivem und kriminellem Verhalten.
Vorteile bietet der Laissez-faire Erziehungsstil eigentlich nur den Eltern, da sie den Weg des geringsten Widerstandes gehen, indem sie ihrem Kind keine Grenzen aufzeigen und so jegliche Konflikte meiden.
Vertreter des Laissez-faire Erziehungsstils betonen, dass die Individualität der Kinder oberste Priorität hat und sich nur eine eigene Persönlichkeit entfalten kann, wenn die Eltern sich nicht einmischen.
Fazit
Eltern, die sich für den Laissez-faire Erziehungsstil entscheiden, müssen sich den Vorwurf der Vernachlässigung gefallen lassen. Wenn Eltern keine Verantwortung für ihre Kinder übernehmen und sie diese weitestgehend sich selbst überlassen, kann das im Kindesalter zu Überforderung führen. Aufgrund der vielen negativen Folgen wird dieser Erziehungsstil von vielen Experten kritisiert, Pädagogen und Erziehungswissenschaftler sehen diese Form der Erziehung sogar als gefährlich an.
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Quelle: kindererziehung.com, eltern.de, kita.de
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