Medikamente sind aus unserem Leben kaum mehr wegzudenken. Sie helfen bei der Heilung von Krankheiten, lindern Schmerzen und retten Leben. Doch was viele nicht wissen: Ein erheblicher Teil dieser Medikamente landet früher oder später im Trinkwasser. Doch wie gelangen sie dorthin, welche Auswirkungen hat das auf die Umwelt und unsere Gesundheit, und was können wir dagegen tun?
Wie gelangen Medikamente ins Trinkwasser?
Die Hauptursache für die Verschmutzung des Trinkwassers durch Medikamente liegt in unserem täglichen Konsum. Menschen nehmen Medikamente wie Schmerzmittel, Antibiotika oder Hormone ein, und ein Teil davon wird nicht vollständig vom Körper abgebaut. Diese Wirkstoffe werden über den Urin wieder ausgeschieden und gelangen so in die Kanalisation. Auch ungenutzte Medikamente, die einfach über die Toilette entsorgt werden, tragen zur Problematik bei.
Zusätzlich führt die steigende Überalterung der Bevölkerung zu einem erhöhten Medikamentenverbrauch. Und nicht zuletzt durch den übermäßigen Arzneimitteleinsatz in der Tierhaltung gelangen Wirkstoffe über die Gülledüngung in die Umwelt oder mit dem Fleisch auf unseren Teller.
Kläranlagen sind zwar darauf ausgelegt, organische Stoffe aus dem Abwasser zu filtern, jedoch können sie viele der komplexen chemischen Verbindungen, die in Medikamenten enthalten sind, nicht vollständig abbauen. So gelangen die Rückstände über Flüsse und Seen schließlich in unser Trinkwasser.
Welche Medikamente finden sich im Trinkwasser?
Studien zeigen, dass verschiedene Medikamentenrückstände im Trinkwasser nachweisbar sind. Dazu gehören unter anderem Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac, Antibiotika, Antidepressiva, Betablocker und sogar hormonelle Substanzen wie die Pille. Besonders bedenklich sind die Rückstände von Antibiotika, da sie die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen fördern können, die eine ernsthafte Bedrohung für die globale Gesundheit darstellen.
Auswirkungen auf die Umwelt
Nicht nur der Mensch, auch die Tier- und Pflanzenwelt leiden unter der Belastung des Wassers durch Medikamente. Wasserlebewesen wie Fische und Amphibien reagieren besonders empfindlich auf hormonelle Substanzen, die das natürliche Gleichgewicht stören. So können bei Fischen bereits geringe Konzentrationen von Östrogenen zu Verhaltensänderungen und Fortpflanzungsstörungen führen. Auch Antibiotika im Wasser tragen zur Verbreitung multiresistenter Keime bei, die schwer behandelbare Infektionen verursachen können.
Risiken für die menschliche Gesundheit
Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass die Medikamentenrückstände im Trinkwasser in den aktuellen Konzentrationen direkte gesundheitliche Auswirkungen auf den Menschen haben. Dennoch bleibt unklar, wie sich eine langfristige, niedrige Einwirkung auf die körperliche Gesundheit auswirken könnte. Besonders empfindliche Gruppen wie Schwangere, Kleinkinder oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem könnten stärker betroffen sein.
Ein weiteres Problem: Da sich die Medikamente im Wasser anreichern, könnte ihre Konzentration in Zukunft steigen, was das Risiko für negative gesundheitliche Folgen erhöht. Auch Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamentenrückständen sind noch weitgehend unerforscht.
Was kann man dagegen tun?
Die Lösung des Problems beginnt bei uns allen. Eine der einfachsten Maßnahmen ist der verantwortungsvolle Umgang mit Medikamenten. Unbenutzte oder abgelaufene Arzneimittel gehören nicht in die Toilette oder den Ausguss, sondern in den Hausmüll oder zu speziellen Sammelstellen. Zudem sollten Medikamente nur nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden, um Überdosierungen und unnötige Belastungen zu vermeiden.
Auf technischer Ebene könnten fortschrittlichere Kläranlagen helfen, die Medikamentenrückstände besser aus dem Abwasser zu filtern. Technologien wie Aktivkohlefilter oder Ozonbehandlung zeigen hier bereits vielversprechende Ansätze.
Medikamente im Trinkwasser – Eine Herausforderung für die Zukunft
Die Verschmutzung des Trinkwassers durch Medikamente ist ein globales Problem, das uns alle betrifft. Auch wenn die Konzentrationen momentan noch als unbedenklich gelten, sollte die Problematik nicht unterschätzt werden. Ein bewussterer Umgang mit Medikamenten und die Weiterentwicklung von Reinigungstechnologien könnten dazu beitragen, diese unsichtbare Gefahr einzudämmen und die Gesundheit von Mensch und Umwelt langfristig zu schützen.
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Quellen: Test, Umweltbundesamt, Ärzteblatt
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