Übersetzt bedeutet „Free Range“ schlicht und einfach: Freilandhaltung. Wenn dir jetzt eher eine Gruppe gackernder Hühner in den Sinn kommt als die Assoziation zu einem neuen Erziehungstrend, liegst du gar nicht so falsch. Was sich hinter „Free Range“ noch verbirgt und was Eltern, die diese Form der Erziehung wählen, anders machen, erfährst du hier.
„Free Range Parenting“ – der neue Erziehungstrend aus den USA
Der neueste Erziehungstrend kommt – natürlich – mal wieder aus den USA. Dort hat sich das „Free Range Parenting“ bereits als neue Erziehungsform etabliert. Ziel dieser Erziehungsform ist es, den Kindern – ähnlich wie den Hühnern in Freilandhaltung – möglichst viel Freiraum zu lassen. Je mehr Freiheiten Kinder besitzen, desto eher können sie durch Ausprobieren zu einer unabhängigen und selbstbewussten Persönlichkeit heranwachsen.
Durch den Fokus auf den fast grenzenlosen Freiraum grenzt sich das „Free Range Parenting“ deutlich von der „Helikopter-Erziehung“ ab. Doch wie genau sieht diese Erziehungsform aus?
Die Merkmale des „Free Range Parenting“
Kinder, die nach diesem Erziehungsansatz erzogen werden, haben meist einen ziemlich leeren Terminkalender. Da gibt es keine verplanten Nachmittage, keine festen Spielverabredungen oder Vereinsverpflichtungen. Durch dieses Übermaß an Freizeit haben die Kinder genügend Zeit zum Spielen und Entdecken – und dies sollten sie am besten draußen ausleben. Denn die Natur spielt beim „Free Range Parenting“ ebenfalls eine große Rolle.
Wenn Eltern ihren Kindern Raum geben, um sich frei entfalten zu können, und sie ermutigen, neue Erfahrungen zu machen, können die Kinder nur positiv daran wachsen. Das bedeutet auch, dass die Eltern ihnen zutrauen, Unternehmungen selbstständig zu machen, wie beispielsweise mit dem Fahrrad zum Bäcker zu fahren oder alleine im Garten zu spielen.
Kritik an der „Free Range“-Erziehung
Jeder neue Erziehungstrend beziehungsweise auch die längst etablierten Erziehungsformen müssen sich mit Kritik auseinandersetzen. So wird „Free Range“-Eltern vorgeworfen, dass sie ähnlich wie beim Laissez-faire-Erziehungsstil die Verantwortung komplett auf die Kinder übertragen. Dabei gibt es beim „Free Range Parenting“ durchaus einen fest abgesteckten Rahmen, in denen sich die Kinder bewegen können.
Beim „Free Range Parenting“ geht es nicht nur ums Spielen, wobei das freie Spiel für die Entwicklung von Kindern unglaublich wichtig ist. Es geht vielmehr darum, dass Kinder lernen, Entscheidungen zu treffen, Risiken selbst einzuschätzen und Probleme eigenständig zu lösen.
Fazit
Das „Free Range Parenting“ ist keine neue Erfindung. Bereits 2008 wurde der Begriff durch die Amerikanerin Lenore Skenazy geprägt, die ihren neun Jahre alten Sohne alleine in New York U-Bahn fahren ließ, und damit für Aufsehen sorgte. Sie galt daraufhin als „schlechteste Mutter der Welt“. In den USA entspann sich eine hitzige Debatte darüber, wie viel Freiheiten Kinder benötigen und welche Grenzen und Regeln man ihnen für ein sicheres Aufwachsen mit auf den Weg geben muss.
Im Zuge der Corona-Pandemie waren viele Eltern gezwungen, eine lange Zeit gemeinsam mit ihren Kindern unter einem Dach zu sein. Die Kinder waren ununterbrochen zu Hause und vielen Eltern fällt es seitdem schwerer, sie wieder loszulassen. Dabei ist es wichtig, dass Eltern ihre persönlichen Ängste – egal welcher Art – ablegen und die Kinder ziehen lassen. Alleine dafür lohnt sich ein Blick auf das „Free Range Parenting“.
Die Kontrolle minimieren, sich einen Überblick über mögliche Gefahren machen und den Kindern den Freiraum geben, den sie brauchen, um sich frei ausprobieren können – das sind die Ansätze des „Free Range Parenting“.
Quelle: eltern.de
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