Die Meinungen könnten nicht weiter auseinandergehen: Ohrlöcher bei Babys sind für die einen ein hübscher Schmuck, für die anderen gelten sie als Körperverletzung. Einen gemeinsamen Nenner werden die Gegner und Befürworter von frühkindlichen Piercings wahrscheinlich nicht finden. In diesem Artikel findest du Gründe sowohl dafür als auch gegen Ohrlöcher bei Babys.
Drei Gründe, warum man Babys Ohrlöcher stechen lässt
Grundsätzlich gibt es in Deutschland kein Verbot, Babys Ohrlöcher stechen zu lassen. Allerdings sind Ärzte, Schmuckläden und Piercingstudios im Allgemeinen eher skeptisch bzw. zurückhaltend, wenn es um das Piercen von Babys geht. Nichtsdestotrotz gibt es einige Eltern, die auch hierzulande ihren Wunsch nach einem Piercing beim Baby – mit den folgenden Argumenten im Hinterkopf – verfolgen.
1. Tradition
Für Menschen aus bestimmten Ländern (z.B. Südamerikas) hat das Stechen von Ohrlöchern bei Mädchen und weiblichen Säuglingen Tradition. Die Ohrringe sind ein Schmuck, der dazu dienen soll, Mädchen und Jungen zu unterscheiden und eine gewisse Verbundenheit zwischen den weiblichen Verwandten herzustellen. Ohrringe sind demnach etwas, worauf Mädchen stolz sein können.
2. Religiöse Gründe
Im Hinduismus gibt es ein Sakrament für das Stechen von Ohrlöchern bei Kindern (Karnavedha). Die Ohrlöcher sollen die Spiritualität der Kinder stärken und sie vor bösen Einflüssen und Krankheiten schützen. Das Ritual wird zum Teil schon bei Babys durchgeführt, manchmal aber auch erst bei 3-5-Jährigen.
3. Man glaubt, dass Babys weniger Schmerz empfinden
Viele Befürworter von Ohrringen bei Babys argumentieren, dass die Babys keinen Schmerz empfinden oder sich später nicht an den Schmerz erinnern könnten und das Ohrlochstechen deshalb weniger schlimm sei als bei größeren Kindern, die es bewusst erlebten. Tatsächlich weiß man mittlerweile, dass selbst Frühgeborene kurz nach der 20. Schwangerschaftswoche schon Schmerz empfinden.
Vier Argumente gegen Ohrlöcher bei Babys
1. Verletzungsgefahr
Babys können ihre Bewegungen noch nicht richtig kontrollieren und sie halten sich an allem fest, was ihre kleinen Hände zu fassen kriegen. Dadurch steigt das Risiko, dass sie an ihrem Ohrring ziehen, ihn herausreißen und schlimmstenfalls verschlucken.
2. Es ist ein unnötiger Eingriff
Für manche Menschen ist es ein Fall von Körperverletzung, wenn man ein Baby piercen lässt, da es ein unnötiger und weitreichender medizinischer Eingriff ist, der dem Kind noch dazu Schmerzen zufügt.
3. Das Ohr kann sich entzünden
Nicht nur das Ohrlochstechen selbst ist schmerzhaft, auch im Nachhinein kann es zu Schmerzen kommen, wenn sich z.B. das Ohr entzündet oder der Ohrstecker einwächst.
4. Man zwingt dem Baby seinen Willen auf
Ohrlöcher können eine Entscheidung für immer sein, wenn die Löcher nicht wieder zuwachsen. Gerade für Eltern, denen die Mitbestimmung ihrer Kinder wichtig ist, kommt es deshalb nicht infrage, eine so weitreichende Entscheidung über den Kopf des Kindes hinweg zu treffen.
Egal, wie man zu Ohrlöchern bei Babys steht – die meisten Menschen werden wohl unterschreiben, dass es letztendlich die Eltern sind, die für das Wohlergehen ihrer Kinder verantwortlich sind.
Wenn du dich für Erziehungsthemen interessierst, dann sind auch die folgenden Artikel etwas für dich:
- 10 Erziehungsmythen: Was ist dran?
- Erziehung: Diese Frage stoppt den Wutausbruch deines Kindes
- 15 Tipps für die Erziehung, die dir den Alltag mit Kindern erleichtern
- 11 Fehler, die du in der Kindererziehung unbedingt vermeiden solltest
- Unselbstständige Kinder: Vermeide diese 11 Fehler in der Erziehung
Quellen: brightside, babyartikel
Vorschaubilder: ©IMAGO / Design Pics ©stock.adobe.com – littlewolf1989