Wann ist eigentlich die nächste Untersuchung beim Arzt, habe ich die Hausaufgaben schon kontrolliert und wer besorgt für den nächsten Kindergeburtstag eigentlich das Geschenk? Für den Flohmarkt nächste Woche müssen noch die Spielsachen aussortiert werden, die Wäsche türmt sich auch schon wieder seit Tagen und im Kühlschrank herrscht gähnende Leere. Doch zuerst müssen die Kids schnell in die Kita und zur Schule gebracht werden, ein wichtiges Telefonat mit dem Chef steht auch noch an und heute Nachmittag kommt endlich der Techniker, der sich um die kaputte Spülmaschine kümmert. Puh … Mütter und Väter haben tagtäglich unzählige To-dos im Kopf. Mental Load wird dies auch genannt. Wir verraten dir, wie du wieder Ordnung in dein Gedankenchaos bekommst.
Mental Load – Die Bürde, ständig an alles denken zu müssen
Mental Load bezeichnet vorrangig die Belastung, die durch das Organisieren von Alltagsaufgaben entsteht. Diese werden gemeinhin als nicht der Rede wert erachtet und sind somit weitgehend unsichtbar. Klassischerweise übernimmt der Mann in der Familie die Rolle des Versorgers, wohingegen die Frau sich um Haushalt und Kinder kümmert. Dieses alte Rollenbild ist natürlich längst überholt. Väter, die zu Hause bei den Kindern bleiben, gibt es ebenso wie Mütter, die Karriere machen. Dennoch sind vor allem Mütter von einer großen mentalen Belastung betroffen.
Die Namen der Mitschüler, die Geburtstage der Erzieher, Kontaktdaten von Kinderärzten und anderen Eltern, die Öffnungszeiten der Bibliothek, das Wissen, wo in der Wohnung welche Kleidungsstücke zu finden sind – Mütter haben all diese Dinge im Kopf, und auch Väter, vor allem solche, die in einer gleichberechtigten Partnerschaft die Hälfte der Sorgearbeit um die Kinder übernehmen.
Je mehr Familienmitglieder unter einem Dach zusammenleben, desto mehr Termine, Verpflichtungen und Verabredungen gilt es zu koordinieren. Dies kann mitunter ganz schön belastend sein, vor allem, wenn die Mütter und Väter noch einer (Vollzeit)-Beschäftigung nachgehen. Wie kann man die mentale Belastung also reduzieren?
Tipps, um den Mental Load zu reduzieren
Zunächst musst du an den Punkt kommen, an dem du feststellst, dass gerade ziemlich viele Gedanken und Informationen in deinem Kopf umher kreisen. Je nachdem, was für ein Typ du bist, kommst du mit der Belastung besser oder schlechter zurecht. Ehe du unbemerkt in einen Eltern-Burnout schlitterst, solltest du die Reißleine ziehen und dem Hamsterrad der unzähligen To-dos entfliehen:
Mache dir den Ist-Zustand bewusst.
Zunächst musst du herausfinden, an welchem Punkt du dich gerade befindest und warum. Meist übernehmen wir die Werte und Organisationsstrukturen, die wir von unseren eigenen Eltern gelernt haben. War deine Mutter früher vielleicht immer zu Hause, hat nur wenige Stunden gearbeitet, damit du nicht in den Hort gehen musstest? Und kommst du jetzt auch früher von der Arbeit heim, damit dein Kind nicht so lange in der Fremdbetreuung sein muss? Dafür nimmst du eventuell auch in Kauf, dass sich am nächsten Tag die Arbeit auf deinem Schreibtisch türmt.
Vielleicht siehst du es auch als deine Aufgabe, bei Elternabenden nicht nur anwesend zu sein, sondern verantwortungsvolle Tätigkeiten, wie zum Beispiel die des Elternsprechers zu übernehmen. Und auch beim Kuchenbasar steuerst du nicht nur einen aufwendig selbstgebackenen Kuchen bei, sondern hilfst auch beim Verkauf mit. Und natürlich hast du auch die Schultüte für dein Kind selbstgebastelt und inszenierst aufwendige Kindergeburtstage.
Stelle dir die Frage, warum du immer mehr machen musst als nötig. Kommt diese Erwartungshaltung von außen oder von dir selbst? Hinterfrage, warum du dich für viele verschiedene Dinge verantwortlich fühlst und ob du nicht die eine oder andere Aufgabe an andere abgeben kannst.
Ziehe gemeinsam mit deinem Partner Bilanz.
In einer gleichberechtigten Partnerschaft sollte es gerecht zugehen. Dies ist im chaotischen Alltag nicht immer möglich und vielleicht übernimmst du lieber selbst einen Großteil der organisatorischen Dinge, bevor du diese zunächst umständlich deinem Partner erklären musst. Doch um die Last gerechter zu verteilen, hilft es, wenn ihr als Eltern in Ruhe darüber redet – ohne Schuldzuweisungen! Aussagen wie: „Ich habe die Kinder die letzte Woche zur Schule gefahren, jetzt bist du dran!“ „Dafür hast du die Wäsche nicht abgenommen!“ führen zu rein gar nichts.
Am einfachsten ist es, wenn jeder für euch auf einem Blatt notiert, was der andere für Aufgaben bewältigt. Möglicherweise weiß dein Partner gar nicht, dass du dich um die Essensbestellung für das Mittagessen in der Schule oder das Aussortieren zu kleiner Kinderkleidung kümmerst. Und womöglich wirst auch du überrascht sein, was dein Partner für Aufgaben übernimmt, die du nicht siehst.
Arbeitet als Team zusammen.
Sprecht anschließend in Ruhe über eure Listen und schaut gemeinsam, welche Pflichten ihr gerechter verteilen könnt. Dies kann übrigens auch bei getrennt lebenden Eltern funktionieren. Ihr könnt die bearbeiteten Listen auch irgendwo sichtbar aufhängen, sodass ihr sie immer im Blick habt.
Von nun an übernimmt jeder nur noch die Aufgaben, die auf seiner Liste stehen. Ihr habt euch darauf geeinigt, dass dein Partner von nun an die Geschenke für anstehende Kindergeburtstage besorgt? Dann solltest du dich auch darauf verlassen, dass er sich daran hält. Grätsche nicht dazwischen und übernimm es am Ende doch wieder selbst. So können sich auf Dauer keine neuen Verhaltensweisen etablieren.
Es ist nicht einfach, Verantwortung abzugeben. Doch nur, weil dein Partner vielleicht Aufgaben anders erledigt als du, werden sie dadurch nicht schlechter gemacht.
Bezieht eure Kinder mit ein.
Je nach Alter eurer Kinder könnt ihr sie auch in die Aufgabenverteilung mit einbeziehen. Warum soll der Nachwuchs sich nicht selbst um ein Geschenk für seinen Freund kümmern? Und dass die Schultasche morgens fertig gepackt parat steht, darum kann sich dein Kind auch alleine kümmern. Notfalls muss es mit den Konsequenzen leben, wenn es ein Schulbuch zu Hause vergessen hat. Doch nur so lernen Kinder, Verantwortung für sich zu übernehmen.
Bei der Hausarbeit können auch kleine Kinder schon mithelfen. Sortiert gemeinsam die Wäsche, deckt den Tisch, räumt die Spülmaschine ein und gemeinsam das Kinderzimmer auf. Je eher ihr eure Kinder in die alltäglichen Aufgaben miteinbezieht, desto selbstverständlicher werden sie diese alleine bewältigen, wenn sie älter sind.
Entspann dich auch mal.
Um am wachsenden Mental Load nicht kaputtzugehen, solltest du dich öfter fragen: Muss ich das jetzt wirklich tun? Musst du dich wirklich als Betreuer für den Schulausflug melden, wo du doch eigentlich arbeiten müsstest? Muss es beim nächsten Geburtstag wirklich der Ausflug mit 8 Kindern in den 40 Kilometer entfernten Zoo sein oder genügt nicht auch Topfschlagen und Kuchen essen im Wohnzimmer? Musst du das Halloween-Kostüm in diesem Jahr wirklich selbst nähen, oder kaufst du einfach eines im Geschäft?
Wenn du all diese Dinge gerne tust – dann mach das alles! Unnötigen Stress solltest du dir, wenn möglich, aber ersparen. Niemand verlangt, dass du abends, wenn die Kinder im Bett sind, die Wohnung noch auf Vordermann bringst. Lass einfach auch mal fünfe gerade sein, genieße deinen Feierabend und gehe das Aufräumen am nächsten Tag zusammen mit dem Nachwuchs an.
Auch wenn die Begriffe „Care Arbeit“ und „Mental Load“ modernen Ursprungs sind, ist die Belastung, die auf Eltern – vornehmlich Müttern – lastet, kein neues Phänomen. Viele Mütter arbeiten heutzutage ebenfalls Vollzeit wie die Väter, bürden sich zusätzlich aber noch unzählige andere Aufgaben auf, um dem Bild der perfekten Mutter gerecht zu werden.
Comedian Florian Schröder hat das Dilemma der Frau überspitzt zusammengefasst:
Um dem Mental Load zu entgehen, hilft es, mit dem Partner zu sprechen. Nur, wenn Aufgaben sichtbar gemacht werden, können diese zukünftig auch von dem anderen Elternteil übernommen werden.
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Quelle: eltern.de
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