Ob der Wein zum Festtagsbraten oder das kühle Feierabendbier – Alkohol gehört für viele zum Alltag dazu. Doch ab wann wird aus dem Genuss ein Gesundheitsrisiko? Und woran erkennt man, wenn der Alkohol zur Sucht wird? Tatsächlich gibt es diverse Anzeichen, an denen Freunde und Angehörige heimliche Alkoholiker erkennen können.
Wie man heimliche Alkoholiker erkennen kann
Der Übergang vom Genusstrinker zum Alkoholiker ist schleichend. Oft über Jahre hinweg. Zudem hat Alkoholsucht nicht zwingend etwas mit der Menge zu tun, die konsumiert wird. Da fällt es Betroffenen und Angehörigen nicht leicht, die Warnsignale zu sehen. Dabei ist es wichtig, möglichst frühzeitig zu reagieren. Nur so kann der Sucht Einhalt geboten werden. Diese typischen Verhaltensweisen deuten auf einen problematischen Alkoholkonsum hin:
1. Keine zwei Tage Pause
Selbst geringe Mengen Alkohol können zur Abhängigkeit führen. Um das zu vermeiden, sollten mindestens zwei Tage pro Woche komplett alkoholfrei sein. Derjenige, für den das schwierig erscheint, sollte sein Trinkverhalten dringend überdenken.
2. Lustlosigkeit
Alkoholiker ziehen sich oft in ihre eigene Welt zurück. Sie haben immer weniger Lust, Neues auszuprobieren. Das belastet häufig auch die Beziehung, weil gemeinsame Erlebnisse, die nichts mit Trinken zu tun haben, kaum noch möglich sind.
3. Unzuverlässigkeit
Alkohol stört das Kurzzeitgedächtnis. Dadurch fällt es Betroffenen zunehmend schwer, Absprachen im Blick zu behalten. Schnell wirken sie überfordert oder versuchen, ihre Schusseligkeit zu überspielen.
4. Achterbahn der Gefühle
Trübsal, Reizbarkeit, eine über die Stränge schlagende Rührseligkeit – bei Alkoholikern ist die Gefühlswelt in einem ständigen Auf und Ab. Denn Alkohol verstärkt die eigenen Emotionen. Langfristig stumpft das Glückszentrum des Gehirns allerdings ab, was zu Depressionen führen kann.
5. Keine Wertschätzung
Viele Partner von Alkoholikern bemerken eine abnehmende Wertschätzung, die ihnen entgegengebracht wird. Alkoholiker können sich nur schwer in andere hineinversetzen. Manche retten sich in Floskeln oder gewohnte Muster – andere neigen zu Respektlosigkeit, Aggressionen bis hin zu Gewalt.
6. Alkoholverstecke
Ob der Likör hinter der Kaffeedose oder der Schnaps im Werkzeugschrank: Solche Verstecke sind ein deutliches Signal für ein problematisches Trinkverhalten. Der Betroffene merkt bereits, dass er mehr als angemessen trinkt – benötigt den Alkohol aber als „Stütze“ im Alltag.
7. Appetitlosigkeit und einseitige Ernährung
Einige Alkoholkranke haben nur noch wenig Appetit oder sie ernähren sich sehr einseitig: vor allem von Fleisch und Wurst, viel Salzigem oder Süßem.
8. Zittern, Schwitzen, rote Augen
Sind körperliche Symptome auf den Alkoholkonsum zurückführen, hat die Sucht bereits schwere organische und neurologische Schäden hinterlassen. Zu den häufigsten Symptomen zählen zitternde Hände oder Augenlider, starkes Schwitzen sowie rote Augen und vergrößerte Blutgefäße im Gesicht.
9. Abwehrverhalten
Der Genusstrinker kann auf Alkohol verzichten. Der Alkoholiker kann das nicht. Daher reagieren viele Betroffene aggressiv oder abwehrend, wenn sie auf ihren Konsum angesprochen werden.
Natürlich treffen diese Verhaltensweisen nicht auf jeden heimlichen Alkoholiker zu. Auch sind die Anzeichen nicht immer eindeutig – so können mangelnder Appetit oder Unzuverlässigkeit auch auf andere Probleme wie Stress oder Depressionen hindeuten.
Auf der anderen Seite brauchen Betroffene den Anstoß von außen, um ihr Trinkverhalten zu ändern. Bemerkst du daher bei einem geliebten Menschen oder Freund auffällige Verhaltensänderungen, die im Zusammenhang mit Alkohol stehen könnten, solltest du dies als Alarmsignal werten.
Weitere Fakten zum Thema Alkoholkonsum
Falscher Mythos: Kleine Mengen Alkohol sind gesund
Immer wieder wird von Studien berichtet, denen zufolge kleine Mengen Alkohol positive Effekte auf die Gesundheit haben sollen. Leider haben diese Studien einen Haken: Sie betrachten lediglich die Auswirkung, die der Alkohol auf ein einzelnes Organ hat. Auf den Organismus insgesamt bezogen, so sind sich die Mediziner inzwischen einig, ist Alkoholkonsum bereits in geringen Dosen schädlich.
Wer also für seine Herzgesundheit zum Rotweinglas greift, schädigt damit womöglich Leber, Hirn und andere Organe. Unterm Strich bleiben daher Alkoholverzicht, Bewegung und eine ausgewogene Ernährung wohl das Gesündeste.
Ab wann riskanter Alkoholkonsum beginnt
Es gibt einen Bereich, in dem unser Körper Alkohol noch toleriert – abhängig von Alter, Geschlecht, Gewicht und Vorerkrankungen. Wer diesen Bereich überschreitet, riskiert, dass Körper und Gehirn anhaltenden Schaden nehmen.
Als Richtwert gelten 12 Gramm Alkohol pro Tag für Frauen und 24 Gramm Alkohol pro Tag für Männer. Das entspricht:
- für Wein: 125 ml bzw. 250 ml,
- für Bier: 300 ml bzw. 600 ml,
- für Sekt: 100 ml bzw. 200 ml,
- für Schnaps: 40 ml bzw. 80 ml.
Wer mehr Alkohol trinkt oder keine zwei Tage pro Woche ohne Alkohol auskommt, betreibt riskanten Alkoholkonsum. Das bedeutet, dass durch dieses Trinkverhalten gesundheitliche Schäden möglich sind, die es mit weniger Alkohol oder völligem Alkoholverzicht nicht gegeben hätte.
Wichtig: Alkoholsucht und psychische Probleme können auch schon mit kleineren Mengen an Alkohol einsetzen! Entscheidend ist hier, wie regelmäßig zum Glas bzw. zur Flasche gegriffen wird.
Alkoholismus im Alter
Mit zunehmendem Alter verträgt der Körper immer weniger Alkohol. Zum einen benötigt die Leber mehr Zeit, um Alkohol abzubauen. Zum anderen ist der Wassergehalt der Körperzellen niedriger, wodurch die Alkoholkonzentration schneller steigt. Nicht zuletzt nehmen ältere Menschen oft Medikamente, die sich nicht gut mit Alkohol vertragen. Aus diesem Grund sollten Senioren ihr Trinkverhalten besonders aufmerksam beobachten und im Zweifelsfall gewohnte Verhaltensmuster ändern.
Fachlich qualifizierte Unterstützung erhalten Betroffene in den örtlichen Suchtberatungsstellen. Diese helfen nicht nur denjenigen, die ein Alkoholproblem haben, sondern auch den Angehörigen. Die Beratung ist anonym und kostenlos. Eine Überweisung durch den Hausarzt ist nicht nötig.
>> Anmerkung der Redaktion <<
Die Inhalte dürfen nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultiere bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer deinen behandelnden Arzt.
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