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Unverheiratet leben: Das sind die größten Nachteile

Unverheiratet zusammenzuleben birgt einige Herausforderungen, die man durch geschickte Vorsorge aber umgehen kann.

Unverheiratetes Paar läuft durch Fußgängerzone
© IMAGO / Michael Gstettenbauer

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Auch wenn sich laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2023 rund 361.000 Paare in Deutschland das Ja-Wort gegeben haben, so leben gleichzeitig immerhin rund 3,3 Millionen Paare ohne Trauschein zusammen. Viele Menschen entscheiden sich bewusst gegen eine Ehe und wählen stattdessen eine Lebensgemeinschaft. Doch Achtung, es gibt auch eine Vielzahl an Nachteilen, mit denen unverheiratete Paare umgehen müssen. Dieser Artikel beleuchtet für dich die häufigsten Herausforderungen und bietet praktische Lösungen.

1. Rechtliche Unsicherheiten

Eines der größten Probleme, mit denen unverheiratete Paare konfrontiert sind, betrifft die rechtliche Absicherung. Anders als verheiratete Paare haben Lebensgemeinschaften in vielen Ländern nicht automatisch die gleichen Rechte. Dazu gehören:

  • Erbrecht: Stirbt ein Partner ohne ein Testament oder einen Erbvertrag zu hinterlassen, hat der überlebende Partner im Regelfall keinen gesetzlichen Anspruch auf das Erbe. Nichteheliche Lebenspartner werden in der gesetzlichen Erbfolge bisher nicht berücksichtigt. Und auch wenn für den Todesfall eines Partners Vorsorge getroffen wurde, bleibt eine Benachteiligung gegenüber verheirateten Paaren. Die Erbschaftssteuer wird bereits ab einem Erbe von 20.000 Euro fällig, wohingegen verheiratete Paare einen Freibetrag von bis zu 500.000 geltend machen können.
  • Unterhaltsrecht: Unverheiratete Partner haben im Falle einer Trennung weder einen rechtlichen Anspruch auf Unterhalt, noch auf Versorgungsausgleich oder gar Rentenansprüche.
    Problematisch ist dieser Fall besonders, wenn Kinder im Spiel sind und sich ein Partner mehr um die Kinder gekümmert und folglich weniger gearbeitet und somit verdient hat. Dieser Partner steht im Falle einer Trennung sehr viel schlechter da und kann nichts geltend machen.
  • Sorgerecht: Der Vater muss nach der Geburt zuerst die Vaterschaft anerkennen lassen, erst dann ist das Kind rechtlich gesehen mit ihm verwandt. Ab diesem Zeitpunkt hat das Kind Anrecht auf Unterhalt und ist erbberechtigt. Davon unabhängig muss beim Jugendamt das gemeinsame Sorgerecht beurkundet werden, wollen sich beide Elternteile um das Kind kümmern. Liegt keine Sorgeerklärung vor, darf die Mutter allein über alle Belange des Kindes entscheiden.

Lösung: Unverheiratete Paare sollten unbedingt rechtliche Vorkehrungen wie einen Partnerschaftsvertrag oder ein Testament in Betracht ziehen. Diese Dokumente bieten Klarheit und schützen beide Seiten.

2. Steuerliche Nachteile

Ein weiterer Aspekt, den viele unverheiratete Paare übersehen, sind die steuerlichen Nachteile. In vielen Ländern gibt es steuerliche Vergünstigungen für verheiratete Paare, wie beispielsweise das Ehegattensplitting in Deutschland. Diese Vorteile entfallen bei Lebensgemeinschaften.

Lösung: Um die finanziellen Nachteile auszugleichen, kann eine gemeinsame Steuerberatung helfen. Ein erfahrener Steuerberater kann Tipps geben, wie man die Steuerlast reduzieren und gleichzeitig die Finanzen effizient managen kann.

3. Gesundheitsversorgung und Entscheidungen

Im Falle einer Krankheit oder eines Notfalls kann es zu Problemen kommen, wenn einer der Partner Entscheidungen für den anderen treffen muss. Ohne Vollmachten oder spezielle Abmachungen hat der Partner oft keine Entscheidungsgewalt und wird z. B. nicht auf die Intensivstation gelassen, um den erkrankten Partner zu besuchen. Doch nicht nur im Extremfall sind unverheiratete Paare benachteiligt. Auch Auskünfte durch medizinisches Personal oder Ärzte bekommt der Partner dann nicht, es gilt die ärztliche Schweigepflicht.

Lösung: Paare sollten eine Patientenverfügung sowie eine Vorsorgevollmacht aufsetzen, um sicherzustellen, dass der Partner im Notfall berechtigt ist, Entscheidungen zu treffen.

Unverheiratetes Paar im Krankenhaus
Als unverheiratetes Paar sollte man vorsorgen, sonst wird es im Notfall schwierig Auskünfte zu erhalten oder Entscheidungen zu treffen. Foto: Gorodenkoff – stock.adobe.com

4. Finanzielle Gleichstellung und Eigentumsfragen

Oft leben unverheiratete Paare in einem gemeinsamen Haushalt und investieren zusammen in Immobilien oder große Anschaffungen. Im Falle einer Trennung können dann komplizierte Fragen zur Aufteilung des gemeinsamen Vermögens auftreten. Aber generell gilt: Jeder bekommt die Dinge, die ihm gehören oder die man während der Beziehung angeschafft hat, wieder zurück.

Lösung: Ein Partnerschaftsvertrag kann genau festlegen, wem was gehört und wie das Eigentum im Falle einer Trennung aufgeteilt wird. So können langwierige und kostspielige Streitigkeiten vermieden werden.

5. Gesellschaftliche und familiäre Akzeptanz

Nicht alle sozialen Kreise oder Familien reagieren positiv auf die Entscheidung, unverheiratet zusammenzuleben. Traditionelle Werte können zu Spannungen führen, besonders wenn es um Themen wie Kindererziehung oder finanzielle Unterstützung geht.

Lösung: Eine offene Kommunikation mit Freunden und Familienmitgliedern hilft, Missverständnisse zu vermeiden und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Das Paar sollte seine Entscheidung selbstbewusst vertreten und klare Grenzen setzen.

Fazit

Unverheiratete Paare genießen mehr Flexibilität und Unabhängigkeit, müssen jedoch auch mit rechtlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen rechnen. Wer sich für ein Leben ohne Trauschein entscheidet, sollte vorausschauend planen und sich absichern, um möglichen Problemen vorzubeugen. Ein Partnerschaftsvertrag, klare Vollmachten und offene Gespräche sind der Schlüssel zu einer stabilen, sorgenfreien Partnerschaft.

Mit der richtigen Vorbereitung kann man die Vorteile des Zusammenlebens in einer Lebensgemeinschaft voll ausschöpfen, ohne sich Sorgen über rechtliche oder finanzielle Konsequenzen machen zu müssen. Wenn dich dieser Artikel interessiert hat, magst du vielleicht auch diese Themen:

Quelle: Berliner Morgenpost
Vorschaubild: ©IMAGO / Michael Gstettenbauer
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