Keuchhusten, auch Pertussis genannt, ist weltweit eine der am häufigsten auftretenden Injektionskrankheiten der Atemwege. Ausgelöst wird er durch das Bakterium Bordetella pertussis, das Giftstoffe bildet, die die Schleimhäute der Luftwege schädigen. Vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene erkranken an Keuchhusten. Besonders gefährlich ist Keuchhusten bei jungen Säuglingen, die noch keinen Impfschutz haben.
Keuchhusten: Das solltest du wissen
Laut Techniker Krankenkasse erkrankten in diesem Jahr bundesweit bisher 15.580 Menschen an Keuchhusten (Stand August 2024), dies sind siebenmal so viele wie im vergangenen Jahr. In 2023 traten in den Kalenderwochen eins bis einschließlich 35 insgesamt 2.184 Fälle der Infektionskrankheit auf.
Diese besorgniserregende Zahl registrierter Fälle liegt unter anderem daran, dass nur die Hälfte aller Erwachsenen über einen ausreichenden Impfschutz verfügen. Keuchhusten kann bei Jugendlichen und Erwachsenen mild verlaufen und wird häufig auch gar nicht erkannt. Dies trägt dazu bei, dass die Krankheit unbemerkt weitergegeben wird, was vor allem für Neugeborene und Säuglinge gefährlich werden kann. Die meisten Pertussis-Fälle treten im Herbst und im Winter auf. Aufgrund der insgesamt sehr langen Krankheitsdauer nennt man den Keuchhusten teilweise auch „100-Tage-Husten“.
Das sind die Symptome
Die Inkubationszeit für Keuchhusten beträgt zwischen 7 und 14 Tagen, sie kann aber auch bis zu 21 Tage betragen. Die Erkrankung verläuft bei der Erstinfektion nicht geimpfter Menschen typischerweise in drei Phasen: Stadium catarrhale, Stadium convulsivum und Stadium decrementi. Mit dem Ende der Inkubationszeit beginnt die Ansteckungsgefahr, sie ist im Stadium catarrhale am größten. Neben dem typischen Verlauf in den drei genannten Stadien sind auch untypische Verläufe, vor allem bei Säuglingen sowie Jugendlichen und Erwachsenen möglich.
Stadium catarrhale (Prodromalstadium)
Die ersten Symptome im Stadium catarrhale ähneln denen einer Grippe. Der Erkrankte hat leichtes Fieber, Schnupfen und einen trockenen Reizhusten. Dieses Prodromalstadium dauert zwischen einer und zwei Wochen an.
Stadium convulsivum
Im zweiten Stadium nehmen die typischen, stakkatoartigen Hustenattacken mit herausgestreckter Zunge zu. Mit den Hustenattacken wird häufig glasiger Schleim hochgewürgt, auch Erbrechen ist möglich. Da die Erkrankten nach dem Husten beim Einatmen schwer Luft bekommen, entsteht dabei ein keuchendes oder pfeifendes Geräusch. Häufig treten die Attacken nachts auf, aber auch tagsüber können sie durch körperliche Anstrengung ausgelöst werden. Das Stadium convulsivum dauert zweischen zwei und sechs Wochen.
Stadium decrementi
Die Hustenattacken nehmen zunächst in der Quantität ab und schlussendlich auch in der Intensität. Dieses letzte Stadium dauert noch einmal drei bis sechs Wochen, ohne antibiotische Behandlung kann es auch bis zu zehn Wochen dauern.
Atypische Verläufe
Wenn Säuglinge an Keuchhusten erkranken, treten im Stadium convulsivum nicht die typischen Hustenanfälle auf, vielmehr können sich die Attacken ausschließlich in Form von Atemstillständen äußern.
Vor allem bei Erwachsenen bleibt das für Kinder typische „Japsen nach Luft“ oft aus. Deshalb wird Keuchhusten fälschlicherweise als „normaler“ Husten im Rahmen einer Erkältung abgetan. Dies kann fatale Folgen haben, da sich die Bakterien dann im Körper weiter ausbreiten können und Komplikationen möglich sind. Außerdem ist die Ansteckungsgefahr groß, die von unerkannten Patienten ausgeht.
Wie kann man sich anstecken?
Keuchhusten ist hoch ansteckend! 80 bis 100 Prozent der Menschen, die mit dem Erreger in Kontakt kommen, erkranken auch daran. Übertragen wird die Krankheit von Mensch zu Mensch über eine Tröpfcheninfektion – in einem Abstand von bis zu einem Meter. Größere Tröpfchen gelangen beim Husten in die Atemluft und werden so von der Kontaktperson aufgenommen.
Sind Komplikationen möglich?
Etwa 20 Prozent der an Keuchhusten erkrankten Menschen bekommen eine Lungenentzündung oder Mittelohrentzündungen, ausgelöst durch Sekundärinfektionen. Auch Krampfanfälle sind möglich, sowie eine Gehirnerkrankung. Durch die starken Hustenattacken können manchmal Einblutungen in die Bindehäute der Augen und Leisten- oder Nabelbrüche auftreten. Einer von 1000 Patienten – meist junge Säuglinge – sterben an einer Keuchhustenerkrankung.
Vor allem nicht geimpfte Säuglinge haben ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie Atemstillstände. Erkrankt ein Säugling unter 6 Monaten an Keuchhusten, sollte er deshalb im Krankenhaus überwacht und behandelt werden. Auch wenn Keuchhusten-Todesfälle eher selten sind: Bei Neugeborenen und Säuglingen treten sie viel häufiger auf als bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Wie kann man einem erkrankten Kind helfen?
Eine Therapie mit einem Antibiotikum ist nur dann möglich, wenn Keuchhusten schon im ersten Stadium beziehungsweise früh im zweiten Stadium erkannt wird. Dann kann die Behandlung den Krankheitsverlauf verkürzen oder abmildern. Doch auch nach Beginn des Stadium convulsivum ist eine Antibiotikatherapie sinnvoll, da sie die Dauer der Ansteckungsfähigkeit auf etwa 5 Tage nach Beginn der Therapie verkürzt.
Sekundärinfektionen, wie Lungen- oder Mittelohrentzündung, machen gegebenenfalls eine angemessene Behandlung mit anderen Antibiotika notwendig.
Wichtig ist, dass das erkrankte Kind sich in einer reizarmen Umgebung befindet sowie reichlich Flüssigkeit und häufige kleine Mahlzeiten zu sich nimmt.
So schützt du dich und andere vor Keuchhusten
Den besten Schutz vor Keuchhusten erhält man durch eine Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die dreimalige Impfung im ersten Lebensjahr, beginnend im 2. und 4. Lebensmonat. Die Grundimmunisierung wird mit einer dritten Impfung im 11. Monat abgeschlossen (sogenanntes 2+1-Impfschema). Für Frühgeborene, die vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, wird zusätzlich eine Impfung im 3. Lebensmonat empfohlen (3+1-Impfschema).
Auffrischungsimpfungen sollten mit einem Kombinationsimpfstoff für Keuchhusten, Tetanus und Diphtherie im Alter von 5 bis 6 Jahren und im Alter von 9 bis 17 Jahren erfolgen. Sobald die letzte Impfung zehn Jahre zurückliegt, gilt die Empfehlung für eine Auffrischungsimpfung (ebenfalls als Kombinationsimpfung) auch für Erwachsene.
Vor allem Personen, die viel Kontakt zu Säuglingen haben, zum Beispiel junge Eltern, sollten auf einen aktuellen Impfschutz achten. Und auch für Mitarbeiter in Kindertagesstätten, Schulen, medizinischen Praxen und Krankenhäusern wird eine Auffrischungsimpfung alle zehn Jahre empfohlen.
Schwangeren wird die Impfung nach dem zweiten Schwangerschaftsdrittel empfohlen. Die vom Immunsystem der Mutter gebildeten Antikörper treten im letzten Drittel der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind über und vermitteln einen Schutz, solange das Neugeborene in den ersten Lebensmonaten noch nicht selbst ausreichend geimpft ist.
Eine durchgemachte Erkrankung oder eine Impfung schützen jedoch nicht lebenslang. Es ist also möglich, dass man mehrmals im Leben an Pertussis erkrankt.
Quelle: kinderaerzte-im-netz.de, infektionsschutz.de, rki.de, gesund.bund.de, charite.de
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