Giersch ist bei den meisten Gärtnern nicht gerade gern gesehen – hat man ihn erst einmal im Garten, wird man ihn kaum wieder los. Er breitet sich einfach zu schnell aus, weil sich das unterirdische Wurzelwerk des Gierschs ständig weiter durch den Boden arbeitet. Ausreißen hilft da auch nicht viel.
Aber Aufessen ist eine Möglichkeit, denn Giersch kann viel mehr als nur wuchern. Was des Hobbygärtners Leid ist, ist für Freunde von Wildkräutern eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan. Sie schwören schon lange auf den Giersch als leckere Alternative zu Spinat und als sehr guten Nährstofflieferanten. Zudem ist er eine traditionelle Heilpflanze, die unter anderem bei rheumatischen Erkrankungen angewendet werden kann. Wer seine vielfältigen Eigenschaften kennt, wird den Giersch in der Küche und der Hausapotheke nicht mehr missen wollen.
Giersch erkennen
Wer Giersch für die Küche oder als Heilmittel nutzen möchte, sollte vorher prüfen, ob es sich wirklich um das Wildkraut handelt, denn einige Bärenklau-Gewächse sehen dem Giersch auf den ersten Blick recht ähnlich, können aber giftig sein.
Giersch ist aber auch für Laien und Hobbygärtner in der Regel leicht an seiner charakteristischen Form und seinen markanten Blättern zu erkennen. Eine alte Bauernregel kann beim Erkennen helfen: „Drei, drei, drei – bist beim Giersch dabei.“ Das heißt, Giersch hat einen dreieckigen Stängel und bildet zackig gegliederte Blätter, die in einer Dreiergruppe angeordnet sind. Aus diesem Grund wird er mancherorts auch Dreikraut genannt. Die Blüten des Gierschs erinnern an die von wilden Möhren, die zu derselben Pflanzenfamilie gehören.
Er hat keine besonderen Ansprüche an seinen Standort und man findet ihn an Waldrändern oder in lichten Laubwäldern, wenn er nicht gerade im eigenen Garten wächst. Neben der typischen Blattform lässt sich das Wildkraut außerdem leicht am Geschmack erkennen, der an eine Mischung aus Möhre und Petersilie erinnert.
Anwendungen von Giersch
In der Küche
Giersch enthält große Mengen Vitamin A, Spurenelemente und Mineralstoffe wie Eisen, Magnesium und Calcium. Er ist mit seinem Gehalt an Mineralstoffen sogar dem Grünkohl überlegen, der zu den mineralstoffreichsten Gemüsesorten zählt. Auch sein Vitamin-C-Gehalt ist viermal höher als der von Zitronen, was den Giersch zu einem wahren Superfood macht und weshalb er auf keinem Speiseplan fehlen sollte.
Giersch kommt in vielen verschiedenen Rezepten zum Einsatz und ist beispielsweise ein guter Ersatz für Petersilie. Er kann außerdem als Spinat, Gemüse, in grünen Smoothies, in Salaten, als Limonade oder als Gewürz verwendet werden. Je älter die Pflanze, desto bitterer ist aber ihr Geschmack.
Heilende Anwendungen
Giersch wurde schon früher als Heilpflanze verwendet und in Klostergärten gezielt angebaut. Im Mittelalter wurde er häufig bei Herzgefäßbeschwerden, Ischiasschmerzen und Gicht eingesetzt. Aber auch als Mittel gegen Krampfadern, Husten, Wurmbefall, Zahnschmerzen, Rheuma und Verstopfungen hat er sich bewährt. Zudem können seine zerriebenen Blätter bei Insektenstichen, Hämorrhoiden und Verbrennungen, also auch bei Sonnenbrand, Linderung verschaffen. Neben dem Verzehr und dem Auflegen auf die Haut kann auch ein Tee aus den Gierschblättern getrunken werden, der bei Blasenentzündungen und Schnupfen hilft und schädliche Stoffe aus dem Körper ausschwemmt.
Für den Tee einfach 250 ml kochendes Wasser über zwei Esslöffel des Krauts geben und nach zehn Minuten abseihen.
Anwendungen im Garten
Giersch eignet sich nicht nur als Wildkraut in der Küche oder als Heilpflanze, sondern auch als selbstgemachter Dünger im Garten. Weil er reich an Mineralien, insbesondere Kalium, ist, kann er stark zehrenden Pflanzen wie Kartoffeln, Gurken, Paprika, Kürbis oder Tomaten helfen. Schichte dafür in einem Eimer bis zur Hälfte Giersch und fülle den Rest des Eimers mit Wasser auf. Über Nacht stehen gelassen, kann der Sud am nächsten Tag über die betroffenen Pflanzen gegossen werden.
Giersch loswerden
Für alle, die den Giersch dennoch aus ihrem Garten vertreiben wollen, gibt es zwei Tipps: Nummer 1 ist, Storchschnabel zu pflanzen, denn daneben hat der Giersch keine Chance. Tipp Nummer 2 ist, den Giersch mühsam auszugraben und dabei darauf zu achten, möglichst viel von den feinen, weißen Wurzeln zu erwischen.
Wenn das Wildkraut im Garten überhandnimmt, kann auch ein Zaun aus Buschbohnen um den Giersch herumgezogen werden, denn diese mag er nicht. So kann man ihm eine Ecke des Gartens überlassen und sich womöglich sogar an ihm erfreuen.
Trotz seiner vielen tollen Eigenschaften als Superfood und als Heilpflanze hat Giersch bei Gärtnern noch immer einen schlechten Ruf und treibt diese regelmäßig zur Weißglut. Am Ende hilft aber doch nur eins: Frieden mit dem Giersch schließen und ihn einfach essen!
Eigentlich kann man sogar dankbar sein, dass sich so viele hilfreiche Kräuter wie Brennnessel, Vogelmiere und eben auch Giersch nicht so leicht vertreiben lassen, sonst wären sie womöglich schon ausgerottet.
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Quellen: kostbarenatur, br
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