Ein Fächer dient nur dazu, sich im Sommer frische Luft zuzuwedeln? Falsch gedacht! Im Leben des 18. und 19. Jahrhunderts wurden Fächer dazu genutzt, geheime Botschaften, Gefühle oder Wünsche zu äußern. Was es mit der Geheimsprache und den Fächer-Botschaften auf sich hat, erklären wir dir hier.
Früher haben Fächer eine besonders wichtige Rolle in menschlichen Beziehungen gespielt, z.B. bei einem mitunter geheimen Flirt zwischen Mann und Frau. So wurde der Fächer auch als das „Schwert der Frau“ bezeichnet. Einige Frauen beherrschten die Geheimsprache mit Fächern nämlich so gut, dass ihre Männer nicht mitbekommen haben, wenn sie sich gerade in einem heimlichen Dialog mit einem Liebhaber befanden.
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Mit einer kleinen Geste konnte man seinem Schwarm mitteilen, dass man ihn liebt oder einem unerwünschten Verehrer dezent einen Korb geben. Doch welche Geste steht für welche Botschaft?
Geheimsprache mit Fächern
Um eine einfache Frage mit einem Fächer zu beantworten, gab es zwei Optionen: Für ein „ja“ hielt die Frau den Fächer auf Höhe der rechten Wange, für ein „nein“ auf Höhe der linken Wange. Wenn sich eine Frau den Fächer mit der linken Hand vor den Mund gehalten hat, bedeutete das so viel wie: „Ich will dich kennenlernen!“
Doch Vorsicht – wenn eine Frau den Fächer am linken Ohr hielt, hieß das, dass sie kein Interesse hat und man besser verschwinden sollte. Die Männer mussten also ganz genau hinschauen, wo und mit welcher Hand die Frau ihren Fächer hält. Nur so konnte die Geheimsprache richtig entschlüsselt werden. Wenn sich eine Frau mit dem Fächer eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, bedeutete das übrigens: „Ich denke an dich.“
Auch die Geschwindigkeit des Fächerns sollte eine Botschaft überbringen. Wenn sich eine Frau schnell fächerte, wollte sie ihrem Liebhaber sagen: „Ich liebe dich sehr!“ Sich langsam zu fächern, bedeutete hingegen: „Ich bin eine verheiratete Frau, du bist mir gleichgültig.“ Das schnelle Öffnen und Schließen des Fächers sollte dem Gegenüber mitteilen: „Vorsicht, ich bin bereits jemandem versprochen.“
Mithilfe der Fächer konnten früher auch geheime Treffen ausgemacht werden. Wenn eine Frau ihr Gesicht mit dem geöffneten Fächer bedeckte, bedeutete das: „Folge mir, wenn ich gehe.“ Eine Frau, die mit ihrem geschlossenen Fächer ihre Augen berührte, wollte sagen: „Wann kann ich dich sehen?“
Alles nur ein Werbegag?
Ob die Geheimsprache mit Fächern wirklich so viel genutzt wurde? Man weiß es nicht. Auch wie die Codes geheim bleiben sollten, obwohl ihre Bedeutung allseits bekannt war – schließlich musste der Gegenüber die Botschaft ja auch verstehen – bleibt vermutlich für immer ein Rätsel. Es könnte allerdings sein, dass es sich bei der Fächersprache um einen Werbegag des französischen Fächerherstellers „Duvelleroy“ handelt. Um den Verkauf anzukurbeln, wurden den Fächern damals kleine Zettelchen beigelegt. Darauf war vermerkt, welche Geste mit welcher Botschaft einhergeht – also doch nicht so geheim wie gedacht.
Eine kleine Reise in die Vergangenheit ist die Fächersprache aber allemal wert. Kennst du weitere Geheimsprachen?
Quellen: Terra X, handfaechershop
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