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Geburt: 5 Mythen, die nicht (ganz) stimmen

Irrtümer und Mythen um die Geburt halten sich manchmal hartnäckig. Diese 5 Fakten über die Geburt klären sie auf.

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In den 1960er Jahren meldete das US-amerikanische Ehepaar Blonsky das Patent für einen ganz besonderen Apparat an: Die „Blonsky-Zentrifuge“ bestand aus einem Brett, auf das die Gebärende geschnallt und um die eigene Achse gedreht werden sollte.  Für alle, die sich jetzt besorgt fragen, was mit dem Baby passiert wäre, falls man die Maschine in Betrieb genommen hätte: Um das Neugeborene aufzufangen, war zwischen den Beinen der Mutter ein Netz gespannt!

Jetzt könnte man meinen, dass die 1960er Jahre lange her sind und uns die damaligen Verrücktheiten nichts mehr angehen. Aber weit gefehlt! Auch heute gibt es immer noch Ärzte, die sehr gewagte Standpunkte und Mythen zum Thema Geburt vertreten. 

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1. Irrtum: Die Zahl der Kaiserschnitte wächst aufgrund des Anstiegs „fetter Vaginen“.

Die wirklich wilde Theorie, dass die Zahl der Kaiserschnitte deshalb ansteigt, weil mehr Mütter „fette Vaginen“ hätten, entspringt dem „kreativen“ Gehirn des britischen Arztes Dr. Marco Gaudoin. Er geht davon aus, dass heutzutage mehr ältere und übergewichtige Frauen Kinder bekommen, bei denen aufgrund des Übergewichts auch der Geburtskanal mehr Fettgewebe habe. Dieses würde den Geburtskanal verengen und eine natürliche Geburt erschweren bzw. unmöglich machen.

Tatsächlich sammelt sich im Geburtskanal gar kein Fettgewebe, selbst wenn eine Frau übergewichtig ist. Allerdings gibt es andere Faktoren, die mit einem höheren Alter und dem Gewicht der Mutter zusammenhängen, die sehr wohl das Risiko für einen Kaiserschnitt vergrößern, wie Schwangerschaftsdiabetes, ein größerer Kopfumfang des Kindes oder eine Zwillingsschwangerschaft. Nicht zuletzt hat aber auch die defensivere Ausrichtung der Geburtshilfe ihren Anteil an der wachsenden Zahl der Kaiserschnitte. Gerade bei spätgebärenden Frauen halten viele Ärzte einen Kaiserschnitt für ein besser kalkulierbares Risiko als eine natürliche Geburt.

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2. Irrtum: Wenn die Fruchtblase platzt, muss das Baby sofort auf die Welt geholt werden.

Die Fruchtblase schützt das Baby im Mutterleib vor Keimen, Infektionen und Stößen. Wenn sie platzt, erhöht sich nicht nur das Risiko für Infektionen, sondern auch für einen Nabelschnurvorfall, bei dem die Nabelschnur abgeklemmt und somit die Versorgung des Babys abgeschnitten wird.

Trotzdem sollte die Geburt nicht künstlich eingeleitet werden, wenn der sogenannte „Blasensprung“ vor der 37. Schwangerschaftswoche stattfindet. Der Riss in der Fruchtblase kann sich manchmal von allein wieder schließen. Aber auch wenn das nicht passiert, kann man durch ein Herauszögern der Geburt dem Baby mehr Zeit zum Reifen verschaffen, sodass es nicht zum Atemnot-Syndrom oder anderen Frühchen-Beschwerden kommt. Außerdem vermindert man die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts, wenn man die Geburt nicht künstlich beschleunigt. Allerdings müssen Babys nach einem vorzeitigen Blasensprung besonders engmaschig überwacht werden, um Komplikationen zu vermeiden.

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3. Irrtum: Wer einmal einen Kaiserschnitt hatte, kann bei einer weiteren Geburt nicht natürlich entbinden.

Mütter, die schon einmal per Kaiserschnitt entbunden haben, müssen ein weiteres Kind nicht automatisch auch per Kaiserschnitt zur Welt bringen. Nur wenn der Abstand zwischen den Geburten weniger als 2 Jahre beträgt, gibt es ein erhöhtes Risiko für einen Gebärmutterriss an der Narbe. Es können natürlich andere zwingende Faktoren vorliegen, wie eine Querlage des Babys oder Komplikationen während der Geburt, aber der vorhergehende Kaiserschnitt an sich ist kein zwingender Grund.

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4. Irrtum: Das erste Baby lässt länger auf sich warten.

Auch wenn das Vorurteil, dass erstgeborene Babys besonders lange auf sich warten lassen, noch immer in vielen Köpfen präsent ist, sollte man sich als Schwangere nicht darauf verlassen. Denn auch das erste Kind kann deutlich vor dem errechneten Geburtstermin kommen. Übrigens werden nur 4 Prozent aller Babys genau am Stichtag geboren. 

Allerdings ist der Geburtsvorgang selbst häufig kürzer, wenn man schon ein Kind zur Welt gebracht hat, da die Geburtswege bereits einmal gedehnt wurden und auch das Köpfchen schneller seinen Platz im Becken findet. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen von der Regel.

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5. Irrtum: Hausgeburten sind gefährlich.

Nur ein verschwindend geringer Teil von Schwangeren entbindet nicht in einem Krankenhaus. Der Hauptgrund hierfür ist, dass die Geburt im Geburtshaus oder zu Hause mit Unterstützung einer Hebamme vielen Menschen als weniger sicher erscheint. Das stimmt in dieser Absolutheit aber nicht. Eine Hausgeburt ist nicht per se gefährlich, auch wenn sie mehr Risiken fürs Kind birgt (unter anderem, weil im Notfall die technische Ausrüstung fehlt, die ein Krankenhaus bietet).

Wirklich problematisch ist der (glücklicherweise nicht sehr verbreitete) Trend zur „freien Geburt“, denn hier gebiert die Frau nicht nur außerhalb von Klinik oder Geburtshaus, sondern zum Teil in der freien Natur und ganz ohne professionelle Unterstützung, sodass im Ernstfall nicht einmal eine Hebamme zur Hilfe da ist.

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Nicht alle der 5 genannten Mythen über Geburten sind gleich schlimm. Das Vorurteil über „fette Vaginen“ zum Beispiel ist in erster Linie ärgerlich, während die Gleichung „einmal Kaiserschnitt = immer Kaiserschnitt“ wirklich beunruhigend ist, weil sie einen ernstzunehmenden Eingriff in das Recht der Frauen, über ihren eigenen Körper zu bestimmen, zur Folge haben kann.

Übrigens: Wenn du mehr zum Thema Schwangerschaft und Geburt lesen möchtest, seien dir diese Artikel ans Herz gelegt:

Quellen: health, nytimes, buzzfeed
Vorschaubilder: ©reddit/rehditah ©instagram/weeirishphotograp