Wenn du eine Ente beobachtest, wie sie mühelos über das Wasser gleitet, bleibt deinem Blick etwas Entscheidendes verborgen: Die kleine Ente strampelt unter Wasser hektisch mit den Füßen, damit sie nicht untergeht. Daran angelehnt ist ein Phänomen, das unter dem Namen „Floating Duck“-Syndrome – „Schwimmende Enten“-Syndrom – bekannt ist. Was man darunter genau versteht, erfährst du hier.
Es gibt Menschen, bestimmt auch in deinem Umfeld, denen einfach alles leicht zu fallen scheint. Sie fahren nie aus der Haut, sind immer ruhig und kontrolliert und führen ein scheinbar perfektes Leben. Widrigkeiten im Alltag? Die gibt es bei diesen Menschen nicht. Sie sind wahrscheinlich vom „Floating Duck“-Syndrome betroffen – ohne es zu wissen.
„Floating Duck“-Syndrome – das steckt dahinter
Menschen, denen alles in den Schoß fällt und die ein perfektes Leben führen, ohne sich groß dafür anstrengen zu müssen, gibt es in Wirklichkeit eher weniger. Vielmehr ist der schöne Schein nur eine Fassade, hinter der Stress, Ängste und Unsicherheiten existieren.
Den Begriff „Floating Duck“-Syndrome prägten Wissenschaftler der amerikanischen Universität Stanford. Er beschreibt den Stress, den viele Menschen in Kauf nehmen, um in allen Lebensbereichen zu glänzen. Menschen, die vom „Floating Duck“-Syndrome betroffen sind, erwecken den Eindruck, dass ihnen privat und beruflich alles gelingt. Um dieses perfekte Leben erfolgreich zu inszenieren, wenden sie viel Zeit, Energie und Arbeit auf. Diesen kräftezehrenden Einsatz zeigen sie allerdings nicht nach außen.
Das kann die berufstätige Mutter sein, die über den Job als Abwechslung zum Familienalltag schwärmt, jedoch verschweigt, wie kräftezehrend die Nacht mit dem Nachwuchs wieder war und sie gerne einmal einen Tag nur für sich hätte. Oder der Selbstständige, der es liebt, sein eigener Chef zu sein, der aber keinem erzählt, dass er dafür sieben Tage die Woche hart arbeiten muss und seit Jahren keinen Urlaub gemacht hat.
Hierbei kommt es unweigerlich zu Unstimmigkeiten zwischen dem schönen Schein und dem, was unbemerkt hinter den Kulissen geschieht. Dies kann laut Psychologen tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden haben.
Wer ist besonders betroffen und welche Folgen hat das „Floating Duck“-Syndrome?
Besonders leistungsstarke Menschen, die mit Unsicherheiten und Ängsten zu kämpfen haben, sind anfällig für das „Floating Duck“-Syndrome. Durch den Konsum von Inhalten diverser Social-Media-Kanäle kann dies noch verstärkt werden. Denn, wer regelmäßig perfekt inszenierte Bilder anderer sieht, möchte selbst auch nur Fotos posten, auf denen man sich bestmöglich in Szene setzt.
Von anderen Menschen die Bestätigung und Anerkennung für geleistete Aufgaben zu bekommen, erfreut wahrscheinlich die meisten. Doch wer preisgibt, wie viel Arbeit wirklich hinter dem erfolgreichen Lebensstil steckt und wie nahe am Rande der Verzweiflung man sich deswegen befindet, erntet bedrückte Blicke. Sich den Kummer von der Seele reden und zugeben, wie schwer der Alltag manchmal ist, ist immer noch ein Tabu in der Gesellschaft. Und so strampeln viele Menschen ganz heimlich mit den Füßen.
Wenn regelmäßig suggeriert wird, wie leicht es scheinbar ist, erfolgreich im Job zu sein und gleichzeitig eine Familie zu gründen, stellt man die eigenen Fähigkeiten irgendwann in Frage, weil man eben nicht so problemlos das Leben meistert. Um dem Druck der Gesellschaft standzuhalten, investieren wir Energie und Zeit in das Aufrechterhalten einer Fassade, anstatt uns Zeit zu nehmen für Dinge wie Freunde, Hobbys und Entspannung.
Was können Betroffene tun?
Um dem „Floating Duck“-Syndrome zu entgehen, sollten wir ehrlich zu uns und unseren Mitmenschen sein. Wir sollten offen darüber reden, wie viel Arbeit es macht, die perfekte Fassade aufrechtzuerhalten. Diese Offenheit, auch über Ängste und Sorgen zu reden, kann dazu beitragen, den Druck langfristig zu reduzieren und trägt so zu einem gesünderen und ausgeglicheneren Leben bei.
>> Anmerkung der Redaktion <<
Die Inhalte dürfen nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultiere bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer deinen behandelnden Arzt.
Quelle: t-online.de, brigitte.de
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