Smartphones sind aus dem Alltag gar nicht mehr wegzudenken. Man nutzt sie zum Filmegucken, Lernen, Spielen, Netzwerken und manchmal sogar für ihren eigentlichen Zweck: zum Telefonieren. Doch die meiste Zeit vergeudet man mit dem zeitfressenden Durchscrollen diverser Social-Media-Kanäle. Kein Wunder, dass schon die Kleinsten die Begeisterung für das Smartphone entdecken, wenn Mama und Papa doch ständig davor hocken.
Erinnerst du dich noch, wann du dein erstes Handy bekommen hast? An Smartphones war damals ja noch gar nicht zu denken. Vielmehr lief uns ein kalter Schauer den Rücken hinunter, wenn wir uns aus Versehen ins Internet gewählt haben. Das Handy war damals noch ein reines Kommunikationsmittel (das beliebte Schlangenspiel einmal ausgenommen). Und solch ein Kommunikationsmittel gab es auch meist erst sehr spät. Doch heutzutage besitzen selbst Grundschüler schon ein Handy. Und dies zieht unweigerlich die Frage mit sich: Sollte an Grundschulen ein Handyverbot herrschen – ja oder nein?
Die Gefahren des Smartphones für Kinder
Es ist kein Geheimnis, dass Smartphones Fluch und Segen zugleich sind. Mit ihnen kann man schnell wichtige Dinge ergoogeln, lästige Wartezeiten überbrücken und mit weit entfernten Freunden Kontakt halten. Die Schattenseite ist die unendliche Weite des World Wide Web. Ein Klick hier, ein Wisch da und schon landet man auf Seiten, die für Kinderaugen nicht bestimmt sind. Allgemeine Empfehlungen lauten, dass Kinder ab einem Alter von 9 Jahren ein Smartphone bekommen können. Doch häufig landet das Handy bereits in der Schultüte und mit ihm die Gefahren, die mit dessen Benutzung einhergehen.
Und damit haben die Handys auch längst die Grundschulen erobert. Etwa 30 bis 40 Prozent der Dritt- und Viertklässler bringen ihr Smartphone mit in die Schule. Anders als in anderen europäischen Ländern gibt es in Deutschland kein einheitliches Handyverbot an Schulen. Dabei werden die Rufe nach eben diesem immer lauter. Auch wenn die private Nutzung an über der Hälfte aller deutschen Schulen zwar bereits verboten ist, fordern Eltern, Politiker und Bildungsexperten verbindliche Regelungen.
Wenn die Kids ein Smartphone dabei haben, wird es auch benutzt. Klar. Erwachsene haben ja schon Schwierigkeiten, ihren Handykonsum zu regulieren, wie sollen dann Kinder der Versuchung standhalten, die von den kleinen Dingern ausgeht? Es gibt bestimmte Vorgaben, wie viel Zeit Kinder in welchem Alter pro Tag höchstens vor dem Bildschirm verbringen sollten. Kinder zwischen 6 und 9 Jahren zum Beispiel sollten nicht mehr als 45 Minuten vor dem Bildschirm sein – es sollte jedoch auch Tage ganz ohne Smartphone, TV, Tablet & Co. geben. Doch ist dies überhaupt möglich? Wenn es ein generelles Handyverbot in der Schule gäbe, wäre wenigstens ein Teil des Tages handyfrei.
Argumente für ein Handyverbot an Grundschulen
Handykonsum wirkt sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit aus. Und dafür musst du nicht einmal aktiv das Handy benutzen, es reicht schon aus, wenn du es in der Nähe weißt, sodass deine Konzentration sinkt. Eine Folge daraus könnten die katastrophalen Ergebnisse der letzten PISA-Studie sein. Je intensiver die Nutzung von digitalen Geräten wie Smartphones, Tablets und Smartwatches ist, desto mehr lässt die Konzentration der Schülerinnen und Schüler nach, was sich negativ auf die schulischen Leistungen auswirken kann.
Ein weiteres Argument für ein Handyverbot an Grundschulen ist Cybermobbing. Natürlich lässt sich das Cybermobbing, also das Mobbing im Internet, in Chats und auf Social Media, durch ein Handyverbot nicht komplett verhindern, doch die Hoffnung ist, dass es zumindest eingedämmt wird. Und auch gefährliche TikTok-Challenges würden durch ein Smartphoneverbot nicht mehr den Weg in den Klassenraum finden.
Befürworter eines Handyverbots an Grundschulen fordern, dass die Kinder ihre technischen Geräte vor dem Unterricht abgeben.
Argumente gegen ein Handyverbot an Grundschulen
Viele Eltern begründen den Besitz eines Handys bei ihrem Nachwuchs so, dass die Kinder sich im Fall von Unterrichtsausfällen bei ihnen melden können. Oder dass sie ihre Kinder auf dem Heimweg von der Schule schneller erreichen. Es gibt ihnen einfach Sicherheit, Kontakt halten zu können.
Und auch der Deutsche Lehrerverband sieht ein Handyverbot kritisch. So sagte Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, gegenüber der Deutschen Presseagentur: „Ein absolutes Handyverbot für alle Altersgruppen und den gesamten Schulbereich kann man nicht durchsetzen.“
Auch wenn das Störungspotenzial durch Smartphones natürlich groß sei, gab es Ablenkung in den Klassenräumen auch schon früher. Da wurden beispielsweise Zettelchen umhergereicht und mit dem Tischnachbarn geschnattert. Stefan Düll ist sich sicher: „Gegen digitales Mobbing helfe ein Handyverbot außerdem kaum.“
Wie könnte ein Kompromiss aussehen?
Ob man hier irgendwann auf einen gemeinsamen Nenner kommt, ist fraglich. Wer soll im Falle eines Handverbots auch kontrollieren, ob die Schülerinnen und Schüler sich daran halten oder nicht? In den Ländern, in denen es schon länger Verbote gibt, wie zum Beispiel an einigen niederländischen Schulen, ist der Effekt aber durchaus positiv.
Übrigens geht es bei einem Handyverbot ausschließlich um die Nutzung des Geräts. Wegen grundgesetzlich festgeschriebener Handlungsfreiheit kann das Mitbringen nicht verboten werden.
Wie bei vielen anderen Themen, die Schülerinnen und Schüler betreffen, muss ein gemeinsames Handeln von Eltern und Schule erfolgen. So würde sich laut Silke Müller (Schulleiterin in Oldenburg und Digitalbotschafterin des Landes Niedersachsen) das Problem im Falle eines Handyverbots nur verlagern und die Eltern aus der Pflicht nehmen. Vielmehr sollten Eltern und Lehrkräfte gleichermaßen den Kindern digitale Kompetenzen vermitteln.
Hierzu zählen klare Regeln für die Benutzung des Smartphones, Ansprechpartner, die im Falle von Problemen den Kindern zur Seite stehen und Aufklärung über die Gefahren, die das Internet mit sich bringt.
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Quelle: deutschlandfunkkultur.de, echtemamas.de
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