Die Kleinen mal eben vor den Bildschirm setzen, damit Mama und Papa noch etwas länger schlafen, sich ausruhen oder etwas Wichtiges erledigen können. Doch wie viel Medienkonsum ist eigentlich ok für Kinder? Einige Eltern nehmen den Umgang mit Medien in der Erziehung lockerer und andere setzen auf eine begrenzte Bildschirmzeit oder sogar auf ein striktes Medienverbot. Doch wer hat wirklich recht?
Die Liste der negativen Folgen von zu viel Medienkonsum ist lang
- Schlafstörungen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Empathieverlust
- schlechte Schulleistungen
- Computerspielsucht
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
- Antriebslosigkeit
- Isolation
- Sinken der Hemmschwelle
- Beeinträchtigung der Entwicklung kognitiver und motorischer Fähigkeiten
- Verzögerung der Sprachentwicklung
- Zudem erhöht uneingeschränkter Medienkonsum vor allem bei Jugendlichen das Risiko, Opfer von Cybermobbing, Erpressern oder Betrügern zu werden.
Puh. Eigentlich müsste man nun Smartphone, Tablet, Fernseher und Spielekonsole für immer aus den eigenen vier Wänden verbannen. Doch wie realistisch ist es, Kinder völlig ohne Medienkonsum großzuziehen? Besonders in Situationen, die bei Eltern Stress auslösen, wenn sich die Kinder nicht benehmen – wie zum Beispiel im Wartezimmer, im Restaurant oder während einer längeren Reise – greifen Eltern gerne zu flimmernden Hilfsmitteln, um die Kids für einen Moment ruhig zu stellen. Doch gerade die Allerkleinsten, sollten, wenn möglich, gar nicht in Kontakt zu Bewegtbildern kommen. Hier geben Experten Eltern klare Orientierungswerte an die Hand.
So viel Medienkonsum ist unbedenklich
Kinder unter 3 Jahren
„Bildschirmfrei bis 3“ ist ein Ratschlag, den Kinderärzte Eltern gerne mit auf den Weg geben. Hierbei wird der völlige Verzicht von jeglichen Medien empfohlen: kein Smartphone, kein Tablet, kein Fernseher, keine Spielekonsole. Und auch Eltern sollten als gutes Beispiel vorangehen und in Anwesenheit der Kinder nicht ständig aufs Handy gucken, denn auch passiver Medienkonsum könne die Kleinsten beeinträchtigen. Meist ist „Bildschirmfrei bis 3“ jedoch nur dann möglich, wenn es keine älteren Geschwister gibt.
Kinder zwischen 3 und 6 Jahren
In diesem Alter sollten Kinder in Begleitung der Eltern an Medien herangeführt werden und nur etwa 30 Minuten an einzelnen Tagen vor dem Bildschirm sitzen. Eine Sanduhr oder ein Wecker können den Kindern dabei helfen, zu erkennen, wie schnell die Zeit vor dem Bildschirm verfliegt.
Kinder zwischen 6 und 9 Jahren
Kinder in diesem Alter müssen auch immer öfter Hausaufgaben am Computer bzw. am Tablet erledigen. Unabhängig von dieser Zeit dürfen sie noch höchstens 30 bis 45 Minuten an einzelnen Tagen Medien konsumieren. Denn gerade für Heranwachsende ist es wichtig, dass sie genügend Zeit für analoge Erfahrungen haben.
Kinder zwischen 9 und 12 Jahren
Hier empfehlen die Experten eine Bildschirmzeit zwischen 45 und 60 Minuten höchstens am Tag, jedoch auch nicht täglich. Zudem sollte der Internetzugang nur beaufsichtigt erfolgen.
Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren
Maximal ein bis zwei Stunden täglich sollten Jugendliche in ihrer Freizeit vor Bildschirmen verbringen. Weiterhin mit inhaltlicher Begleitung und beschränktem Internetzugang. Und spätestens 21 Uhr werden Smartphone, Fernseher & Co. ausgeschaltet.
Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren
Ab dieser Altersgruppe wird es schwieriger für Eltern, den Nachwuchs angemessen in der Mediennutzung zu begleiten. Zur Orientierung: Es gelten zwei Stunden Bildschirmzeit pro Tag als unbedenklich. Die Zeiten für den Medienkonsum sollten gemeinsam festgelegt werden.
Natürlich ist es am besten, wenn Kinder, egal in welchem Alter, so wenig Zeit wie möglich vor dem Bildschirm verbringen. Dies setzt eine aktive Interaktion der Eltern mit ihren Kindern voraus. Doch nicht immer ist diese uneingeschränkte Aufmerksamkeit auch möglich. Wichtig ist, Kinder über die Folgen von zu viel Medienkonsum angemessen aufzuklären und weniger auf Verbote zu setzen. Und man sollte als Eltern mit gutem Beispiel vorangehen: Wenn Mama morgens beim Frühstück auf den Fernseher guckt oder Papa auf dem Spielplatz mit dem Smartphone daddelt, gucken sich die Kids dieses Verhalten natürlich ab.
Wie in so vielen Punkten in der Erziehung ist auch beim Medienkonsum die Balance entscheidend. Wenn die Kinder genügend Zeit mit ihren Freunden im „wahren“ Leben verbringen, Hobbys haben und die Schule nicht vernachlässigen, können sie auch getrost mal eine Serie schauen.
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Quelle: utopia, e-periodica
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