„Bitte nicht ansprechen, brauch erst mal ’nen Kaffee!“ Für viele ist der Start in den Tag ohne Kaffee kaum vorstellbar. Kaffee ist für sie mehr als ein Getränk – er ist ein Wachmacher.
Doch diese Menschen müssen sich jetzt gut festhalten: Denn Koffein wirkt im Gehirn anders, als es uns scheint. Und das kann sogar gefährlich werden.
Mythos Kaffee: Wie Koffein uns täuscht
Wer schlecht geschlafen hat oder im Laufe des Tages müde wird, der greift zum Kaffee. Denn, wie jeder weiß, macht Koffein munter – oder doch nicht?
Seit Generationen schwören Menschen auf die leistungssteigernde Wirkung von Koffein. Und auch in mehreren Studien konnte die Wirkung bestätigt werden: Viele Menschen fühlen sich nach einer Tasse Kaffee wacher.
Das heißt aber nicht, dass man auch wirklich wacher ist! Im Gegenteil, wie eine Forschungsgruppe der Michigan State University (USA) in einer neuen Untersuchung aufgedeckt hat.
Wirkung von Koffein in Gehirn und Körper
Zunächst aber zu den Gründen, weshalb man sich nach einer Tasse Kaffee munter fühlt.
- Zum einen blockiert das Koffein den Botenstoff Adenosin, der unserem Gehirn mitteilt, dass wir müde sind. Wir glauben, uns besser konzentrieren zu können, weil wir nicht dauern gegen den Schlaf ankämpfen müssen.
- Zum anderen stimuliert Koffein das zentrale Nervensystem. Unser Kreislauf kommt in Schwung, das Herz schlägt schneller und die Verdauung wird angeregt. Auch unsere Reaktionen werden schneller.
Diese „Hallo-wach!“-Wirkung entfaltet das Koffein etwa eine halbe Stunde, nachdem man seinen Kaffee getrunken hat. Die Halbwertszeit von Koffein beträgt bis zu vier Stunden, dann lässt die Wirkung nach. Allerdings wirkt Koffein je nach Veranlagung, Alter oder Gewöhnung unterschiedlich. Seine stimulierende Wirkung erreicht Kaffee insbesondere bei jüngeren Gelegenheitstrinkern.
Warum Kaffee bei Müdigkeit problematisch ist
Wie die Studie der Michigan State University nun aber zeigt, kann das Koffein durchaus tückisch sein. Denn mangelnden Schlaf kompensieren kann man damit nicht. Vor allem der Kopf bleibt müde – er merkt es nur nicht.
- Fehleranfälligkeit: Nach einer Tasse Kaffee reagieren übermüdete Menschen zwar schneller und sie können auch einfache Aufgaben besser lösen als ohne Kaffee. Sobald es jedoch an komplexere Aufgaben geht, offenbaren sich eklatante Lücken und Fehler – die Betroffenen merken das aber nicht. Besonders im Büro oder im Straßenverkehr kann diese versteckte Fehleranfälligkeit fatale Folgen haben.
- Überlastung: Das Adenosin, das dem Gehirn Müdigkeit signalisiert, ist eine Schutzreaktion. Wird diese ausgetrickst, kann das Gehirn überlastet werden. Dies führt zu Kopfschmerzen und lässt – auf Dauer – sogar das Gehirn schrumpfen.
An sich ist Kaffee nicht schädlich – solange man es nicht übertreibt. Die Untersuchung aus Michigan zeigt aber: Wer müde ist, ist auch mit Kaffee weniger leistungsfähig. Kaffee hilft nur, die Reaktionsfähigkeit zu steigern. Sobald man mitdenken oder kompliziertere Aufgaben erledigen muss, wird es kritisch. Hier kann der Eindruck, wach zu sein, im schlimmsten Fall sogar zur Gefahr werden. LKW-Fahrer, Ärzte oder Buchhalter sollten sich dessen bewusst sein.
Besser als Kaffee ist es, dem Gehirn wirkliche Entspannung zu gönnen. Sollte ein Powernap nicht möglich sein, helfen kühle Frischluft, Bewegung, herzliches Lachen und reichlich Wasser weitaus wirkungsvoller als ein dreifacher Espresso.
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Quellen: spektrum, gesuendernet, studybees
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