Julián Ríos Cantú ist gerade einmal 13 Jahre alt, als er einen der schlimmsten Momente seines Lebens durchleben muss: Bei seiner Mutter wird Brustkrebs diagnostiziert. Die Ärzte haben nur wenig Hoffnung. Der mexikanische Jugendliche muss sich darauf vorbereiten, seine Mutter zu begraben, bevor er überhaupt volljährig ist.
Besonders tragisch: Wäre die Diagnose früher gestellt worden, wären ihre Heilungschancen deutlich besser gewesen. Am Ende müssen seiner Mutter beide Brüste amputiert werden. Nur durch ein kleines Wunder ist sie überhaupt mit dem Leben davongekommen. Für Julián stellen diese Erfahrungen einen echten Wendepunkt dar: Er schwört sich, dafür zu sorgen, dass Brustkrebs früher erkannt wird, damit Frauen bessere Heilungschancen haben.
©Wikipedia/US National Institutes of Health/public domain
Denn oftmals ist es zum Zeitpunkt einer Mammografie schon zu spät. Daher sind Vorsorgeuntersuchungen sehr wichtig. Vor allem in Ländern, in denen die Gesundheitsvorsorge nicht so gut ausgebaut ist – so wie im Fall von Juliáns Mutter in Mexiko. Hier wäre es besonders wichtig, Frauen direkt und unkompliziert erreichen zu können. Damit frühzeitig erkannt werden kann, wenn etwas nicht stimmt.
Also macht sich der Teenager an die Arbeit. Unermüdlich studiert er die Hintergründe der Krankheit, Diagnosemöglichkeiten, Überlebenschancen. Mit 17 Jahren ist er dann so weit: Er gründet seine eigene Firma, Higia Technologies, die inzwischen Eva Tech heißt. Deren Ziel ist es, auf einfachem Weg möglichst vielen Frauen weltweit zu helfen.
Der Firma gelingen tatsächlich zahlreiche technologische Durchbrüche. Die erste Innovation war ein BH mit über 200 eingebauten Sensoren. Sobald der BH eine Auffälligkeit bemerkt, kann ein Arzt weitere Untersuchungen anstellen. Der Weg einer regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung wird dadurch erleichtert.
Zudem wird die Brust geschont, da das Verfahren – im Gegensatz zur Mammografie – auf potenziell krebserregende Röntgenstrahlen verzichtet. Julián ist zu Recht stolz auf seine Erfindung.
Das Prinzip ist dabei so einfach wie genial: Denn Tumore in der Brust führen zu verstärkter Durchblutung des Gewebes, was wiederum zu auffälligen Temperaturanstiegen führt. Der BH zeichnet daher Protokolle der Temperatur auf, trägt sie in eine App ein und alarmiert die Trägerin im Falle auffälliger Veränderungen. Um effektive Daten zu bekommen, reicht es bereits, den Sensor-BH für ca. 60–90 Minuten pro Woche zu tragen.
Für seine Arbeit wurde Julián mit mehreren Forschungspreisen ausgezeichnet und sogar vom mexikanischen Präsidenten persönlich gelobt. Mit Ehrgeiz und Unternehmergeist gelingt es dem Jugendlichen, von begeisterten Investoren 10 Millionen Dollar für sein Projekt zu sammeln. Insgesamt sei das Ganze „tatsächlich eine interessante Idee“, wie Susanne Weg-Remers vom Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums meint.
Rückschläge musste Julián allerdings auch in Kauf nehmen: Denn der Sensor-BH erwies sich zwar als wirksam und war bereits marktreif. Die Idee erwies sich jedoch als zu teuer – gerade Menschen in ärmeren Regionen hätten sich einen solchen Hightech-BH nicht leisten können. Und um diese ging es Julián ja gerade.
Der findige Jungunternehmer machte sich also an eine neue Erfindung. Seine Firma Eva Tech baut nun mobile Kammern, die in Einkaufszentren und Parks aufgestellt werden können. Dort können sich die Frauen von den Sensoren diskret, schnell und unkompliziert „abtasten“ lassen. Diese Kammern werden inzwischen in immer mehr Städten in Mexiko aufgestellt. Die Zuverlässigkeit ihrer Ergebnisse beträgt 97 % – im Unterschied zu 85 % Treffergenauigkeit bei einer traditionellen Mammografie.
Mit gerade einmal Anfang 20 ist Julián bereits ein gefeierter Unternehmer und Erfinder. Er hat den Grundstein gelegt, vielen Frauen das Leben zu retten! So ist aus seiner furchtbaren Erfahrung wenigstens etwas Positives erwachsen.
Einen kurzen Einblick, wie Juliáns erste Erfindung gedacht war, gibt dieses Video:
Quelle: Newsner, entrepreneur
Vorschaubilder: ©twitter/insurgente noticias ©YouTube/Julián Ríos Cantú